Das Haus mit den Butzenscheiben by Elke Bräunling
Autor:Elke Bräunling [Bräunling, Elke]
Die sprache: deu
Format: epub
Herausgeber: Edition SEEBÄR -Musik
veröffentlicht: 2009-11-15T00:00:00+00:00
* * *
Mariele und Frederik
Anna strengte sich mächtig an. Sie dachte an daheim, an ihre Eltern und an ihr warmes Zimmer. Anna dachte und dachte, doch die Kälte blieb. Alles blieb. Auch die Angst.
Auf einmal hörte Anna Stimmen.
Zwei Kinder kamen auf sie zu. Sie gingen mit gebeugten Schultern, schleppten schwere Körbe und waren in dunkle Wolltücher gehüllt. Ihre Nasen und Ohren waren rot vor Kälte.
Anna blinzelte. Das konnte doch nicht wahr sein!
Wirklich, es waren die beiden Kinder aus dem Kalenderbild, und sie schienen sich sehr wohl zu fühlen. Trotz der Kälte, der scheußlich altmodischen Klamotten und der Körbe.
Sie redeten miteinander, scherzten und lachten.
„Die haben es gut“, dachte Anna. Ihr war zum Heulen zumute.
„Hallo“, sagte da die helle Stimme des Mädchens in einer Sprache, die Anna nur mühsam verstehen konnte.
„Ha-ha-hallo“, stotterte Anna.
Sie schüttelte sich. Wann würde sie endlich aus diesem Traum erwachen?
Die beiden Fremden blieben abwartend vor ihr stehen.
„Wer bisch ‚e?“, fragte der Junge in dieser komischen Sprache.
„I-i-ch verstehe nicht.“
Der Junge gab sich Mühe. „Wer bist du?“, fragte er noch einmal langsam und deutlich. „Und wo kommst du her?“
Da ergriff das Mädchen Annas Hand.
„Du frierst. Was hast du denn auch für komische, dünne Kleider an?“
Kritisch blickte es auf Annas Sweatshirt, die Jeans und die Turnschuhe. „Du kommst von weit her, nicht?“
Anna brachte kein Wort heraus. Doch ihre Angst verschwand.
„Ich bin das Mariele“, sagte das Mädchen.
„Und ich heiße Frederik“, stellte sich der Junge vor.
Anna nickte dankbar. „Ich bin Anna“, sagte sie leise. „Und das ist Flöckchen, mein Hund.“
Mariele und Frederik fingen an zu lachen. Kichernd deuteten sie auf Flöckchen, der mit gespreitzten Beinen im Schnee saß und wie ein nasses Riesenwollknäuel aussah.
„Das ist ein Hund?“, fragte Frederik. „Hoho! So einen Hund habe ich noch nie gesehen. Der sieht aus wie ein Schaf.“
Anna war beleidigt. „Flöckchen ist ein Hirtenhund“, brummte sie.
„Ein Hirtenhund? Bist du mit einer Herde unterwegs? Jetzt, im Winter?“
Anna schüttelte den Kopf. Was sollte sie ihnen sagen? Die Wahrheit würden sie ihr bestimmt nicht glauben. Trotzdem fühlte sich Anna sicherer. Wenn es nur nicht so kalt wäre! Sie schüttelte sich wieder und klapperte mit den Zähnen.
Da nahm Mariele wieder Annas Hand und zog sie mit sich fort.
„Kommt mit!“, sagte sie. „Bei uns daheim ist es warm.“
„Ja“, meinte Frederik, „und dann kannst du uns erzählen, woher ihr kommt.“
„Wo wohnt ihr?“, fragte Anna.
Mariele und Frederik deuteten auf das Haus mit den Butzenscheiben.
„Hier. Kommt!“
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